19.09.2023

 

Herbst (1833)

 

Nun ist es Herbst, die Blätter fallen,

Den Wald durchbraust des Scheidens

Weh; Den Lenz und seine Nachtigallen

 Versäumt ich auf der wüsten See.

 

 Der Himmel schien so mild, so helle,

Verloren ging sein warmes Licht;

 Es blühte nicht die Meereswelle,

Die rohen Winde sangen nicht.

 

Und mir verging die Jugend traurig,

Des Frühlings Wonne blieb versäumt;

Der Herbst durchweht mich trennungschaurig,

Mein Herz dem Tod entgegenträumt.

 Nikolaus Lenau (1802 - 1850)

 
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